Sing when you’re winning…

you only sing when you’re winning!

Genau das konnte man den Chelsea-Fans am Dienstagabend unterstellen. Obwohl ihre Mannschaft gegen Werder teilweise unverdient mit 2:0 gewann, waren die mitgereisten Bremer Fans (mit mir als Inkognito-Fan) geräuschtechnisch deutlich in der Überzahl.

Okay, wollen wir mal von vorne anfangen.

Ich weilte noch in Qingdao bei meinem Praktikum, als ich mit Henrik via Mail unsere alte Idee, nach London zu einem Champions League-Spiel zu fahren, wieder aufleben ließ. Da das letzte Saison (unter anderem wegen eines Patzers eines nicht erwähnten Torwarts während eines nicht erwähnten Spiels) schiefging, sollte es halt diese Saison klappen, zumal beide unsere Lieblingsvereine, HSV und Werder, beide Londoner Clubs in ihrer Gruppe hatten. Nachdem Henrik als Werder-Mitglied 2 Karten für das Spiel Chelsea-Werder ergattert hatte (beim HSV hatte man fast null Chance, Tickets zu bekommen), galt es nach meiner Rückkehr nach Deutschland nur noch, die Hin- und Rückfahrt zu organisieren.

Nachdem wir dann auch diese Hürde überwunden hatten, begann unsere Reise dann am Montag Abend am Hamburger Hauptbahnhof. Wir trafen uns zunächst mit einer weiteren Fußballbegeisterten und teilten uns ein Niedersachsenticket (gilt auch für die Bremer Straßenbahn!). Kurz nach 21 Uhr trafen wir dann am Weserstadion ein, wo bereits zahlreiche Anhänger auf die Reisebusse, die uns nach London bringen sollten, warteten. Eine halbe Stunde später als geplant (22:30 statt 22:00) starteten wir dann Richtung Calais. Die Fahrt dorthin gestaltete sich aufgrund unserer mitgebrachten Biere recht unterhaltsam. Außerdem gab es im Bus noch Biere für 1€ zu kaufen, was auch sehr begrüßt wurde. Kurz vor Morgengrauen trafen wir dann an der französischen Küste ein. Nach einer kurzen Passkontrolle konnten wir wieder den Bus besteigen und an Bord der Fähre gehen. Die Überfahrt war trotz fehlenden Schlafes ebenfalls recht unterhaltsam, fanden wir doch in einem Süßigkeitenautomaten mehr als 1 Pfund Guthaben, welches wir umgehend in Schokoriegel umwandelten.

In Dover angekommen, machten wir uns sogleich auf die Weiterfahrt Richtung London. Für die rund 70 Meilen brauchten wir nicht zuletzt dank der Unkenntnis des Busfahrers und der Weitläufigkeit der Stadt noch rund drei Stunden, so dass wir gegen 11 Uhr englischer Zeit am Dienstag Vormittag vor dem Chelsea-Stadion eintrafen. Der Anpfiff war um 19:45, also hatten wir noch den halben Tag Zeit zur Erkundung der Stadt. Da mein letzter Englandbesuch schon etwas her war, nutzten wir die Zeit, um weltweit bekannte Orte wie den Big Ben, das House of Parliament, Westminster Abbey, die Tower Bridge sowie den Piccadilly Circus zu besuchen. Von dort aus startete dann auch der gemeinsame Fanmarsch zum Stadion.

Zu dieser Zeit hatten wir uns unserer Biervorräte entledigt und freuten uns auf das Spiel. Bei der Kontrolle vorm Stadion reichte ein “I just have some food for our trip back home in my bag” sowie der Wurstgeruch aus meinem Rucksack, um uns beide passieren zu lassen. Kurz nach Einnahme unserer Plätze (wir saßen wirklich sehr gut, 7. Reihe, rechts schräg hinterm Tor) fing das Spiel dann auch gleich an. Fotos sowie Videos zum Spiel findet ihr auf Henriks Blog, ich selbst hatte keine Kamera dabei.

Das Spiel selber verlief zunächst recht ausgeglichen, die tapferen Werderaner konnten durchaus mit den vom russischen Milliardär Abramowitsch zusammengekauften Weltstars wie Ballack, Lampard, Makelele, Essien oder Shevchenko mithalten. Aus dem ersten Fehler der Bremer Abwehr resultierte leider gleich das 1:0 durch Essien, was uns jedoch nicht den Spaß verdarb. Zu jeder Zeit waren unsere Anfeuerungsrufe lauter und stärker als die der Blauweißen, (die waren nur nach einem Torerfolg ihrer Mannschaft überhaupt zu hören) was uns zu Fangesängen wie beispielsweise der Titelzeile hinreißen ließ, dies sollte uns später noch Lob in diversen englischen Fußballfanforen sowie von Jose Mourinho persönlich einbringen. Bis zur Halbzeitpause änderte sich nichts mehr, Michael Ballack wurde mit jeder Ballberührung niedergemacht, das zeitgleiche 0:0 der Bayern gegen Moskau wurde mit Wohlwollen wahrgenommen, nur die Bremer Bemühungen zum Ausgleich wurden letztendlich nicht belohnt.

Die zweite Hälfte sah zunächst starke Bremer, die teilweise vergessen ließen dass sie gegen das wohl neben Barcelona stärkste Starensemble der Welt spielten. Zwar gab es kein Powerplay, nur Kloses Kopfball gegen die Latte hätte einfach reingehen müssen, zumal wir in der zweiten Halbzeit direkt hinter dem Chelsea-Tor standen. Danach gab es noch einen recht unberechtigten Elfmeter für Chelsea, den Ballack dann leider doch recht souverän zum 2:0 verwandelte. Damit war das Spiel gelaufen, nur wir machten weiterhin Stimmung bis weit nach dem Schlusspfiff. Nachdem das Spiel vorbei war, wurden wir nämlich in recht lustig klingendem Deutsch vom Stadionsprecher aufgefordert, im Stadion zu bleiben bis wir hinausgebracht werden sollten. Das nutzten wir daraufhin, um die Bremer Mannschaft wie Sieger zu feiern. Überhaupt sehe ich die Bremer nicht als Verlierer, mit etwas mehr Glück (oder etwas weniger Pech) wäre hier sogar ein Unentschieden bei der mit stärksten Mannschaft der Welt dringewesen.

Zur Rückfahrt (die länger dauerte als mein Rückflug aus Shanghai, inklusive mehr als 3 Stunden Aufenthalt in Dubai!) nur noch einige Worte:

Bin eigentlich gerade zu müde mich aufzuregen, aber die Rückreise war einfach unter aller Sau. Erstmal verfuhr sich der Busfahrer innerhalb Londons, obwohl 2 Busse direkt vor ihm fuhren, die die richtige Route einschlugen. Das führte dazu, dass wir in Dover dann 2 Stunden “Aufenthalt” hatten, und somit erst gegen 6 Uhr morgens in Calais eintrafen. Geplant war, dass wir gegen 11 oder 12 Uhr MEZ in Bremen ankommen sollten, zu der Zeit gurkten wir noch irgendwo in Belgien oder Holland rum. Gegen 14:30 kamen wir endlich in Bremen an, nur um festzustellen dass unser Metronom nach Hamburg gerade abgefahren war. Also stiegen wir 15:30 in unseren Zug, der dann dank Oberleitungsschaden natürlich nur die halbe Strecke fahren konnte. Wir wurden mittels Schienenersatzverkehr dann 2 Bahnhöfe weiterbefördert, was uns nochmals eine glatte Stunde gekostet hatte. Eigentlich hätte nur noch ein Trecker auf der Landstraße gefehlt…Gegen kurz nach 17 Uhr konnten wir dann endlich in Buchholz den nächsten Metronom nehmen, der uns unglaublicherweise direkt zum Hamburger Hauptbahnhof brachte. Nachdem wir noch einige Arsenal-Fans gesehen hatten (Arsenal spielte am Mittwoch in der AOL-Arena gegen den HSV) fuhren wir dann jeder für sich todmüde und dreckig, aber doch im Gewissen, jede Menge Spaß gehabt zu haben, nach Hause und fielen dann mehr oder weniger sofort ins Bett.

Alles in allem war die Reise sehr spaßig und unterhaltsam, dass der Großteil der mit uns im Bus mitgereisten Werderfans allerdings einfach absolute Bratzen und geistige Tiefflieger sind, verwundert nicht weiter. Das ist einfach bei jedem Bundesligaverein dasselbe.

Damit genug der Ausflüchte über fehlende Chinaberichte, spätestens Anfang nächster Woche steht hier dann was. Oder so, eventuell flieg ich ja nächste Woche nach Südamerika? Wer weiß…

5 Responses to Sing when you’re winning…

  1. Morti says:

    nun hören sie mal, herr fack! wie kommen sie eigentlich dazu, so wichtige details zu verschweigen wie etwa die – nennen wir sie mal “stimme” unseres busfahrers, den ostfriesischen schnarchterroristen aus dem bus, ganz zu schweigen von der türkisch-indischen musikzüchtigung fürs unsere busbratzen oder brilliant eingefädelten pinkelpausen!?

    da erbitte ich mir doch beim nächsten mal ein bisschen mehr sorgfalt! sonst ufert nämlich mein bericht wieder in döntjes aus… ;)

  2. Da haben Sie natürlich Recht, werter Mitfahrer und -streiter Herr Dr. Eßler, das Verschweigen dieser Details ist kein Kavaliersdelikt. Allerdings bitte ich, auf die Entstehungszeit dieses Eintrags Rücksicht zu nehmen – an lustigen Anekdoten schwirrte mir zu dieser Zeit nämlich nur noch “Deine Mudder bückt sich gerade”, ohne Zweifel wohl das Insider-Kleinod des Abends, im Kopf, was allerdings nicht in den Beitrag gepasst hätte. Bin schon froh genug, alles chrolono…logochro…zeitlich in die richtige Reihenfolge gebracht zu haben. ;) Außerdem fanden sowohl der Schokoriegelautomat wie auch die Salami-im-Rucksack-Anekdote ihren Platz in der Story…

  3. morti says:

    ähm, jo… bericht ist endlich online. dazu hab ich noch ein video gezaubert, direktdownload hier: http://datenklo.net/file.php?id=11586647799Ff5Eb2E829Ec71F9c7763acD1749dB

  4. handy schmuck…

    (ich gestehen ich hab mir auch mal ne bild gekauft, weil ich wollten, das weniger andere Leute das kaufen können(ich sag nur R….

  5. […] den bereitstehenden Bus setzen. Immerhin sollten jetzt noch eine unglaubliche Odyssee folgen. Die Strapazen der Rückreise (siehe Andrés Blog) sollen hier nicht mehr weiter erläutert werden, nur soviel: Zwischen London und Hamburg können […]

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